Große Aufregung über das Badeverbot in Ried
Dass moslemische Frauen im städtischen Hallenbad in Ried keinen Extratermin zum Schwimmen bekommen, ist inzwischen in ganz Österreich zum Thema geworden. Radio, Fernsehen, Internet und Zeitungen widmen dem Thema breiten Raum.
Kommentar: Baden verboten
Ausgerechnet in der Heimat der Freiheitlichen
sollen
ÖsterreicherInnen diskriminiert werden
http://diestandard.at/?url=/?id=2385926
Von Kerstin Scheller
Alles, was Recht ist. Aber das konnten die RiederInnen nicht stillschweigend
hinnehmen. An Montagen hat ihr Hallenbad nur bis 18 Uhr geöffnet. Ein
aufmerksamer Badegast bemerkte, dass trotz Besuchsende noch Betrieb herrschte.
Der Pächter gewährt Musliminnen zwei Stunden alleinigen Badespaßes. Empört über
dieses Privileg drohten viele RiederInnen ihre Saisonkarten zurückzugeben, wenn
nicht ab sofort "gleiches Recht für alle" gilt. Dass die Musliminnen nicht zu
den regulären Öffnungszeiten schwimmen gehen können, weil ihnen ihr Glaube einen
Badebesuch gemeinsam mit Männern untersagt, interessiert nicht. Neidgefühle
ersticken jegliche Toleranz.
Ausgerechnet im Innviertel, der Heimat der Freiheitlichen, sollten
ÖsterreicherInnen diskriminiert werden. Kein Wunder, wenn der Bürgermeister von
einer "unüberlegten Geheimaktion" des Badepächters spricht. Werden einer
Personengruppe Sonderrechte zugebilligt, müssen die scheinbar Zu-kurz-Kommenden
offenbar sensibel vorbereitet werden - zumindest dann, wenn die Privilegierten
"Ausländer" sind. Dass auch der örtliche Tauchverein nach offiziellem Badeende
noch trainieren kann, daran hat sich nie jemand gestört.
Genauso wenig Proteste gibt es in Linz. Einmal in der Woche dürfen nur
NudistInnen für zwei Stunden im Hummelhofbad schwimmen. Ein solches
Zusatzangebot hebt die Attraktivität des Bades. Ein Zusatzangebot für besagte
Frauen bleibt hingegen eine Beschneidung der Rechte der ÖsterreicherInnen und
wird nicht als Wahrung des Menschenrechts auf Religionsfreiheit gewertet. Der
Badeabend wurde gestrichen, was de facto einem Badeverbot für Musliminnen
gleichkommt. Zufall oder nicht: Am Samstag brüllten Neonazis auf einer Demo in
Ried: "Ali, Mehmed, Mustafa, geht zurück nach Ankara."
Printausgabe 22.03.2006
vom 21.03.2006
"Ekel vor muslimen Frauen"
RIED. Die Grünen sind wegen des "Badeverbots" für Muslime im
Rieder Hallenbad tief erschüttert.
"Der Ruf der Stadt ist wieder einmal arg angepatzt", zeigt sich Grünen-Stadtrat
David Demiryürek entsetzt. "Den Schaden hat die Stadt nicht verdient. Wir müssen
uns der Herausforderung stellen und endlich den offenen Umgang mit anderen
Kulturkreisen schaffen", ergänzt der Fraktionschef der Grünen, Max Gramberger.
Unbegreiflich ist für die Rieder Grünen insbesondere "auch die Tatsache, dass
sich manche Besucherinnen und Besucher des Hallenbades davor ekelten, in das
gleiche Wasser zu steigen, in dem muslimische Frauen zuvor geschwonnen sind".
David Demiryürek, der seit langem einen "Beirat für das Zusammenleben von
Menschen unterschiedlicher Herkunft" fordert: "Was kommt als Nächstes?
Vielleicht der Ekel davor, dass Menschen mit Behinderung unser städtisches
Hallenbad benutzen."
vom 20.03.2006
Rechte und Linke brachten
Parolenwirbel nach Ried
RIED. Zwei Extreme prallten am Samstag im Rieder Stadtzentrum aufeinander.
Während etwa 100 junge Rechte mit Anti-EU und Anti-Ausländer-Parolen durch die
Innenstadt marschierten, formierten sich um sie herum etwa 80 linke
Gegendemonstranten. Das Aggressionspotential war hoch. 70 Polizisten behielten
die beiden Gruppierungen im Griff. "Heimreise statt Einreise", "Es wird Zeit
sich unser Land zurückzuholen", "Kinder statt Inder" und andere Sprüche hatten
die Rechten auf Lager. Während sie mit ihren Schildern und Bannern durch die
Stadt zogen, wurden sie von Polizisten abgeschirmt.
Einige Linke hingegen gruppierten sich am Stelzhamerplatz. Sie rüsteten sich mit
Eiern um ihren ideologischen Gegnern Paroli bieten zu können. "Wir haben
gefragt, wem die Eier gehören. Weil wir keine Antwort bekamen, haben wir die
vielen Schachteln mitgenommen", so ein Polizist. "Mich hat gestört, dass wir uns
vorwerfen lassen mussten, dass wir von ihren Steuergeldern bezahlt würden. Ich
bin mir aber sicher, dass eher das Gegenteil zutrifft." Zu Eskalationen kam es
kaum. Eier wurden wenige geschmissen. "Trotzdem glich der Stelzhamerplatz nach
der Aktion einer Müllhalde." Viele Schaulustige kamen zur
"Nachmittagsvorführung". (weid)
Empörung und Entsetzen
Aufregung, Empörung und Entsetzen haben die Berichte in ORF-Radio
und -Fernsehen und -Online am Donnerstag ausgelöst.
Auch die Tageszeitungen schenken dem Badeverbot für moslemische Frauen im
städtischen Hallenbad von Ried breiten Raum.
Bürgermeister für Presse nicht erreichbar
Im Rieder Rathaus hat man inzwischen wieder die Sprache gefunden, nachdem
Bürgermeister Albert Ortig (ÖVP) am Donnerstag stundenlang für die Presse nicht
erreichbar war.
In der ORF-Fernsehsendung "Oberösterreich heute" sagte er, alle Bürger - auch
moslemische Frauen - hätten sich an die geltenden Öffnungszeiten zu halten.
"Schande für ganz
Österreich"
Unterdessen meldete sich auch der Generalsekretär des islamischen Informations-
und Dokumentationszentrums Günther Ahmed Rusznak zu Wort. Er sieht in Ried eine
Schande für ganz Österreich und betont, dass Integration keine Einbahnstraße
sein dürfe.
vom 18.03.2006
"Stelzhamer-Demo" nach Badeverbot http://www.nachrichten.at/lokal/431138?PHPSESSID=14ad186e37a0b925f78bd27b9a447fc2
RIED. Nach der Aufregung um das Badeverbot für
moslemische Frauen in einem Hallenbad findet heute eine Demo beim
Stelzhamerplatz in Ried statt. Verantwortlich ist der bekannte rechte Welser
Aktivist Ludwig Reinthaler. Die Demo habe mit dem Badeverbot nichts zu tun,
sondern stehe im Zeichen des Heimatdichters Franz Stelzhamer, dessen Texte von
Antifaschisten als "rassistisch" bezeichnet worden seien, behauptet Reinthaler.
Moslem-Vereine fordern Toleranz: "Die Frauen schränken niemanden ein. Sie wollen
sich nur wohlfühlen im Hallenbad, das auch mit ihren Steuergeldern finanziert
wird", sagt Günther Ahmed Rusznak vom Islamischen Informationszentrum in Traun.
(staro)
Presseaussendung
Islamisches Informations- und
Dokumentationszentrum Österreich
IIDZ – Austria
Badeverbot für moslemische Frauen in Ried
Niemand wird in seinen Badegewohnheiten
eingeschränkt. Weder zeitlich noch in seinem gewohnten Umfeld. Muslimas gehen
außerhalb der normalen Öffnungszeiten in das Hallenbad, sie verlangen nicht, sie
bitten. Kein österreichisches Auge wird „beleidigt“ durch den Anblick dieser
Frauen. Sie wollen nur eins, sich Wohl fühlen, in einem Bad, welches auch aus
ihren Steuergeldern finanziert wurde und daher öffentlich ist. Wohl fühlen nach
ihrem Verständnis, nach ihrer religiösen Einstellung. Sie leben in einem Land
das sich den Menschenrechten verpflichtet fühlt und zu diesen Menschenrechten
gehört auch die Religionsfreiheit. Toleranz und Integration werden gepflegt. Mit
vielen schönen Worten.
Doch die Realität sieht dann plötzlich ganz anders aus. Hässliche Wortspenden
vom so genannten Kleinen Mann auf der Straße. „Soll’n doch zu Hause bleiben!“
sind noch die harmlosesten. Plötzlich keimt ein Verdacht auf. Sind die
Österreicher gar nicht die, für die sie sich ausgeben. Rassisten vielleicht,
Fremdenhasser, Ausländerfeinde? Verallgemeinerungen sind Lügen. Und lügen wollen
wir doch nicht. Doch wie hoch ist dann der Anteil der Toleranten und wo liegt
ihre Schmerzgrenze? Beim Badevergnügen von muslimischen Frauen und Mädchen?
Eine Schande ist das was da in Ried passiert ist. Eine Schande für ganz
Österreich. Vor einigen Tagen noch ein unwürdiges Spektakel um ein Islamisches
Kulturzentrum in Natschbach-Loipersbach, Steine auf eine Linzer Moschee,
tägliche Anfeindungen und Ausgrenzungen von „Kopftüchlweibern“, missmutige
Blicke bis hin zu tätlichen Angriffen. Hier in Österreich. Im Vorzeigeland.
Hat das mit der Integration doch nicht so geklappt? Damit wir uns nicht falsch
verstehen. Integration ist keine Einbahnstraße. Da müssen schon zwei aufeinender
zu kommen damit es klappt. Nicht nur die Muslime sind gefordert, auch die
„Einheimischen“ müssen sich bewegen. In Ried haben sie lediglich einen kapitalen
Bauchfleck hingelegt, nicht nur im Schwimmbad.
Und von der Tafel mit der Aufschrift: „Nur für Arier“ bis zur Tafel „Nicht für
Muslime“ ist nur ein kleiner Schritt. Wollen wir das?
Günther Ahmed Rusznak
rusznak@religionsfreiheit.at
Generalsekretär
Vorstand: Dr. med. Davud Bayramovic
(Präsident), Günther Ahmed Rusznak (Generalsekretär)
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658 04, Tel.: 07229 / 72364
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