1020 Wien,
8. März 2005
Dr. Heinz Fischer
Bundespräsident
Präsidentschaftskanzlei
Hofburg
A-1014 Wien
Die NÖ Landesstelle für
Sektenfragen und die Bundessektenstelle für Sektenfragen veranstalten am 9.3.2005
gemeinsam eine Fachtagung zum Thema "Sahaja Yoga und das
Kindeswohl". RichterInnen, MitarbeiterInnen der Jugendwohlfahrt und
BeraterInnen sind als Zielgruppe angegeben.
Obwohl sich das Thema ausschließlich auf Sahaja
Yoga bezieht, wurde weder ein Vertreter von Sahaja Yoga eingeladen, noch wurde
von den Veranstaltern je irgendwann ein Dialog gesucht. Wir halten es für
wichtig und notwendig, Sie als obersten Vertreter demokratischer und
insbesondere rechtsstaatlicher Prinzipien auf diesen Umstand hinzuweisen.
Das Gesetz sieht ausdrücklich vor, dass für die Sektenstellen bei der Wahrnehmung ihrer
Aufgabe die Achtung der Toleranz für alle Weltanschauungen sowie die Achtung
der Grundfreiheiten und Menschenrechte aller Bürger maßgeblich ist. Die Sektenstellensind bei ihrer Tätigkeit dem Gebot
einer sachlichen, objektiven und wahrheitsgetreuen Information verpflichtet.
Von
Objektivität kann leider nicht gesprochen werden, wenn Vertretern von Sahaja
Yoga nicht einmal die Gelegenheit gegeben wird, offiziell an einer derartigen
Tagung teilzunehmen. Im Gegenteil, wir können diese Vorgangsweise nur als bedenklichen
Versuch werten, RichterInnen und verantwortliche TrägerInnen der
Jugendwohlfahrt einseitig negativ zu beeinflussen. Genannte Berufsgruppen sind
in ihrer Arbeit der Unparteilichkeit beziehungsweise der Allparteilichkeit
verpflichtet, die sie aber nur wahrnehmen können, wenn auch Information von
allen Parteien zugänglich ist, was aber hier nicht der Fall ist. Die
Veranstalter wurden für ihre einseitige und diskriminierende Haltung gegenüber
sogenannten Sekten und religiösen Minderheiten in der Vergangenheit bereits von
Menschenrechtsorganisationen und Medien kritisiert.
Sahaja Yoga ist eine
friedliche, multikulturelle und multiethnische Bewegung, die auf der Lehre von
Shri Mataji Nirmala Devi basiert, welche nicht nur in ihrem Heimatland Indien
in höchsten politischen Kreisen sehr geachtet und mit Auszeichungen bedacht
wurde. Ihr Ehemann ist Sir C.P. Shrivastava hielt sechzehn Jahre lang die
Position des Generalsekretärs der United
Nations International Maritime Organization inne und erhielt international höchsten
Ehrungen. Es gehört zum ethischen Code von Sahaja Yoga, die Gesetze des Landes
zu befolgen und den staatsbürgerlichen Pflichten nachzukommen.
Die
Veranstalter haben in der Vergangenheit keine Anstrengungen unternommen, dies öffentlich
klar zu stellen, und insbesondere auch - dass Sahaja Yoga nicht mit anderen Gruppierungen einen Topf geworfen
werden kann,
- dass viele
Anhänger von Sahaja Yoga der indischen ethnischen Minderheit in Österreich
angehören
- dass keine
ungesetzliche, unethische oder pädagogisch bedenkliche Handlung oder ein
tatsächlicher Schaden nachgewiesen werden konnten, insbesondere in Bezug auf
Kinder. Alle diesbezüglichen Versuche scheiterten (bis hin zu einem Bescheid
des Obersten Gerichtshofes) an der unparteiischen und unabhängigen Justiz in
Österreich. Es wurde festgestellt: Sahaja Yoga wirkt - entgegen
allen Behauptungen - fördernd auf die Entwicklung von Kindern.
Wir
appellieren daher an Sie, sehr geehrter Herr Bundespräsident, die adäquaten
Schritte zu setzen, damit die gesetzlich verankerte Verpflichtung Ihrer
MitarbeiterInnen zur Un- bzw. Allparteilichkeit gegenüber der Öffentlichkeit
und insbesondere gegenüber RichternInnen, MitarbeiternInnen und BeraterInnen im
Bereich der Jugendwohlfahrt auch tatsächlich geachtet wird.
Wir stehen Ihnen gerne mit
ausführlichen Informationen zur Verfügung.
Hochachtungsvoll
Mag. S. J.