Freitag, 4. Februar 2000
REGIERUNGSBILDUNG
Auszüge aus der Präambel
"Deklaration Verantwortung für Österreich - Zukunft im Herzen Europas" zum
Regierungsprogramm, die von FP-Parteichef Jörg Haider und VP-Obmann Wolfgang Schüssel in
Gegenwart von Bundespräsident Thomas Klestil am Donnerstag unterzeichnet wurde:
"Die Bundesregierung bekräftigt ihre unerschütterliche Verbundenheit mit den
geistigen und sittlichen Werten, die das gemeinsame Erbe der Völker Europas sind und der
persönlichen Freiheit, der politischen Freiheit und der Herrschaft des Rechts zugrunde
liegen, auf denen jede wahre Demokratie beruht.
Die Bundesregierung tritt für Respekt, Toleranz und
Verständnis für alle Menschen ein, ungeachtet ihrer Herkunft, Religion oder
Weltanschauung. Sie verurteilt und bekämpft mit Nachdruck jegliche Form von
Diskriminierung, Intoleranz und Verhetzung in allen Bereichen. Die
Bundesregierung arbeitet für ein Österreich, in dem Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus
und Rassismus keinen Platz finden. Sie wird jeder Form von menschenverachtendem
Gedankengut und seiner Verbreitung konsequent entgegentreten und sich für die volle
Beachtung der Rechte und Grundfreiheiten von Menschen jeglicher Nationalität einsetzen. Sie bekennt sich zu ihrer besonderen Verantwortung für einen
respektvollen Umgang mit ethnischen und religiösen Minderheiten.
Die Bundesregierung unterstützt die Charta der europäischen politischen Parteien
für eine nicht rassistische Gesellschaft und verpflichtet sich, auf die vorbildliche
Verwirklichung der in dieser enthaltenen Grundsätze in Österreich hinzuwirken. Sie
bekennt sich zu den allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union gemeinsamen Prinzipien
der pluralistischen Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit, wie sie auch in der
österreichischen Verfassung verankert sind und die Voraussetzung für die Mitgliedschaft
im Europarat bilden. Die Bundesregierung bekennt sich zum Friedensprojekt Europa. Die
Zusammenarbeit der Koalitionsparteien beruht auf einem Bekenntnis zur Mitgliedschaft
Österreichs in der Europäischen Union. In der Vertiefung der Integration und der
Erweiterung der Union liegt auch Österreichs Zukunft.
Österreich stellt sich seiner Verantwortung aus der verhängnisvollen Geschichte des 20.
Jahrhunderts und den ungeheuerlichen Verbrechen des NS-Regimes. Unser Land nimmt die
hellen und die dunklen Seiten seiner Vergangenheit und die Taten aller Österreicher, gute
wie böse, als seine Verantwortung an. Die Einmaligkeit und Unvergleichbarkeit des
Verbrechens des Holocaust sind Mahnung zu ständiger Wachsamkeit gegen alle Formen von
Diktatur und Totalitarismus. Die Regierung bekennt sich zur kritischen Auseinandersetzung
mit der NS-Vergangenheit. Hinsichtlich der NS-Zwangsarbeit wird die Bundesregierung im
Lichte des Zwischenberichts der österreichischen Historikerkommission um sachgerechte
Lösungen bemüht sein." (APA)
© DER STANDARD, 4. Februar 2000