Die Bundessektenstelle im Kreuzfeuer der Kritik
Seit 1998 finanziert der Staat mit über € 400 000,- jährlich ein äußerst fragwürdiges Projekt, das wiederholt ins Visier internationaler Menschenrechtsorganisationen und heimischer Verfassungsexperten gerät. Die Stelle untersteht Bundesminister Haupt (Sozialministerium), agiert im Verborgenen und tritt stets nur an die Öffentlichkeit zwecks Eigenlob und Diffamierung religiöser Minderheiten. Wie lange kann und will sich der Steuerzahler die überbordende Sektenphobie eines Dr. German Müller (Leiter der Bundessektenstelle) noch gefallen lassen?
FOREF Tipp: Die Sektenstelle, ein Fall für den Rotstift des Finanzministers!
Im folgenden Kommentar wird vor den potenziellen Gefahren dieser Stelle gewarnt:
Die Tageszeitung DER STANDARD meldet in ihrer Printausgabe
vom 13.11.2003:
Beratungsstelle für Sektenfragen hilft Angehörigen wie Betroffenen........... Wenn man genauer hinschauen würde, ginge man nicht gleich jeder Idee auf den Leim....
Drum prüfe, wer sich....
von Hannes Roland
In der Bundessektenstelle und offenbar auch in der Regierung wird scheinbar
unhinterfragt davon ausgegangen, dass von Sekten hauptsächlich Gefahren
ausgehen. Auf diesem Grundsatz aufbauend beschäftigt die vor 5 Jahren gegründete
Beratungsstelle für Sektenfragen heute sechs
Experten, die im oben genannten Standard-Artikel stolz angeben 600 Anfragen von
Betroffenen im Jahr zu behandeln. Kurz nachgerechnet sind das 100 Anfragen pro
Experte und Jahr, das heißt rd. 2 Anfragen pro Woche und Experte. Das ist schon
eine echte Auslastung.
Ich möchte hier aber anregen darüber nachzudenken, ob es denn stimmen kann, dass Gefahren immer nur von den Sekten ausgehen und nicht auch von Sektenberatungsstellen.
Einige der Gefahren, die beispielsweise von der Bundessektenstelle ausgehen können, seien hier kurz zusammengefasst:
Gefahr
die verfassungsrechtlich geschützte Religionsfreiheit im Land zu untergraben
Allein die Tatsache, dass sich Österreich eine
vom Staat eingerichtete und bezahlte Sektenstelle leistet, finden
Verfassungsexperten (Univ. Prof. DDr. Heinz Mayer, Univ. Prof. Dr. Christian
Brünner) verfassungsrechtlich äußerst bedenklich.
Gefahr
der Anmaßung seitens des Staates über religiöse Werte zu urteilen
Für den Staat sollten die Gesetzbücher, die bei
Gericht Anwendung finden, als Urteilsgrundlage für das Verhalten seiner Bürger
genügen. Natürlich müssen Verbrechen entsprechend geahndet werden, gleich wo
sie geschehen, selbstverständlich auch in neuen Glaubensgruppen. Das ist
absolut keine Frage. Aber ist es Aufgabe eines Staates, der sich zur
Religionsfreiheit bekennt, über religiöse Werte seiner Bürger zu urteilen und
dafür hauptamtliche Mitarbeiter zu beschäftigen?
Gefahr
der weltanschaulichen Bevormundung
Dr. German Müller, der Leiter der
Bundessektenstelle, die von betroffenen Gruppen wohl nicht ganz zu Unrecht als
Bespitzelungsstelle bezeichnet wird, möchte ja schon auf jeden Freiraum
zugreifen. Für ihn gehören Leute, die sich beispielsweise in irgendeiner Form
nach den Mondphasen oder Gestirnen richten bereits zum sektiererischen Eck im
Lande. Ist Dr. Müller jemand, der beurteilen kann, ob die Pflanzen bei der
einen oder anderen Mondphase besser oder schlechter gedeihen? Er möchte sich
aber das Recht einräumen vor derartigen „Glaubensrichtungen“ zu warnen.
Überschätzt er da nicht seine Kompetenzen gehörig?
Gefahr
der Aufstellung von Beurteilungsregeln, die für Minderheiten anders ausgelegt
werden als für andere
Die Schwarz-weiß Malerei Sektierer oder nicht,
bzw. schon die nicht unproblematische Unterscheidung zwischen Kirchen und
Sekten, wobei die Kirchen generell genügend der artikulierten Sektenmerkmale
wie strenge Hierarchie, Guru an der Spitze, rezeptartige Heilsprogramme,
Elitestellung des eigenen Glaubens... erfüllen und nur nicht als Sekten
gelten, weil sie vom Staat als Kirchen „anerkannt“ sind, stellt eine
erhebliche Gefahr dar mit zweierlei Maß zu messen. Demokratische
Gleichbehandlung kann da als Grundrecht noch so klar und eindeutig verankert
sein – hier wird sie mit Unterstützung des Staates einfach übergangen. Ich
erinnere nur daran, dass es heute das Christentum nicht gäbe, hätte es in
seiner Anfangszeit nicht als Sekte über Jahrhunderte hinweg den herrschenden
Obrigkeiten wie dem Römischen Reich die Stirn geboten.
Gefahr
einer Förderung der Lobby-Bildung zum Nachteil und zur Ausgrenzung von
Minderheiten
Gegen eine staats- und amtskirchengeförderte
Lobby wie das Sektenberatungsnetz in Österreich haben religiöse Minderheiten
und Kleingruppen so gut wie keine Chance. Wenn es einer der Minderheiten dann
gelingt Oberwasser zu bekommen, so ist das in der Regel ausschließlich deren
Idealismus zuzuschreiben.
Gefahr
nicht nur in Licht und Dunkel einzuteilen, sondern das Licht als Dunkelheit zu
interpretieren
Die Warnung von Prof. Ernö Lazarovits „Wehret
den Anfängen!“ darf nicht unterschätzt werden und müsste besonders von einer
Sektenberatungsstelle bei jeder ihrer eigenen Aktionen extra genau geprüft
werden. Da aber scheint sie abzuperlen wie ein Wassertropfen auf einem
Lotosblatt.
Ich verweise in diesem Zusammenhang nur auf die Broschüre „Sekten-Wissen
schützt“, die zahlreiche Nachfolgebroschüren und Veröffentlichungen in
einzelnen Bundesländern inspiriert hat. Obwohl es Auftrag und Aufgabe der
herausgebenden Sektenexperten wäre objektive Aufklärung zu betreiben – und das
wird ja in Vorwort oder Einleitung in der Regel sehr hervorgehoben - befinden
Betroffene, dass ihr „Glaube“ in deren Aufklärungsschriften meist falsch oder
verzerrt wiedergegeben wird. Sie fühlen sich grob fehlinterpretiert in der
Darstellung und besonders in der Bewertung ihrer Glaubensinhalte. In der Regel
haben sich die „Experten“ auch nicht bei ihnen darüber erkundigt, was sie
wirklich glauben und was die Glaubensrichtung tatsächlich glaubt oder sie
haben deren Auskunft nicht ernst genommen.
Im Gegensatz dazu aber glauben die Autoren scheinbar zu hundert Prozent jenen,
die aus unterschiedlichsten Gründen ausgetreten sind und stützen sich auf
deren Glaubensauslegung, die sie vielleicht gar nicht richtig oder in der
Tiefe verstanden haben. Ein Widerruf oder ein Eingeständnis etwas falsch
verstanden zu haben oder gar eine öffentliche Bereitschaftserklärung falsche
Aussagen zu berichtigen, scheint bei vielen Sektenexperten noch völlig
unbetretenes Neuland zu sein. Ob das als Qualitätsmerkmal zu werten ist?
Die
Gefahr, die hellseherischen Fähigkeiten mancher Sektenexperten zu hoch
einzuschätzen.
Wer kontrolliert eigentlich die
Bundessektenstelle? Wer prüft zum Beispiel den Wahrheitsgehalt dessen wie die
Gruppen in den Veröffentlichungen und Beratungen der Sektenstellen dargestellt
werden? Die ständigen Ausreden, es sei zu wenig Platz in den
Veröffentlichungen für ausführlichere Darstellungen sind nicht nur
unprofessionell, sie sind untragbar. Ebenso ist es untragbar, dass über
einzelne Gruppen einfach Ferndiagnosen gestellt werden ohne die jeweilige
Gruppe vorurteilsfrei zu kontaktieren. Auf diesem Gebiet betätigen sich noch
viel zu viele Sektenexperten nach wie vor gerne als Hellseher. Wie soll man
das anders bezeichnen? Sie stellen Diagnosen und veröffentlichen diese ohne
den „Patienten“ persönlich untersucht zu haben. Abgesehen davon dass Hellsehen
von Sektenexperten nicht als seriös eingestuft wird, scheinen die
Bundessektenstelle und andere Beratungsstellen eine regelrechte Tradition
darin zu pflegen.
Bei näherem
Hinsehen ist also festzuhalten, dass sich, wer die Beratung der
Bundessektenstelle und anderer Sektenstellen in Anspruch nimmt, (hier gibt es
selbstverständlich auch einige positive Ausnahmen) doch in beachtliche Gefahr
begeben kann. Es bleibt einem letztlich trotz Beratung nur noch übrig - und hier
haben wir in unserer Zeit einen großen Vorteil vergangenen Jahrzehnten gegenüber
- sich selbst beispielsweise auf den Internetseiten der einzelnen Gruppen schlau
zu machen. Anratenswert ist das allemal.
Angesichts derartiger Missstände sollte es nicht nur heißen: Drum prüfe, wer
sich bindet (nämlich an eine neue Glaubensrichtung oder auch an alte
Traditionen). Es muss der Vollständigkeit halber auch heißen:
Drum prüfe, wer sich
beraten lässt!
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