Pressemitteilung
25. Juni 2002
Ein
Jude warnt vor der Verfolgung
religiöser Minderheiten durch Kirche und Staat
von Dr. Christian Sailer -
Rechtsanwalt der Glaubensgemeinschaft Universelles Leben
Professor Ernö Lazarovits, ehemaliger Häftling des Konzentrationslagers Mauthausen, Mitglied des ungarischen Zentralrats der Juden, vielfach ausgezeichnetes Mitglied des Internationalen Christlich-Jüdischen Rates, gab am 23. Juni 2002 eine Aufsehen erregende Stellungnahme zu einer Publikation ab, die die Oberösterreichische Landesregierung im Verbund mit der Katholischen Kirche über religiöse Minderheiten herausgebracht hat. Unter der Überschrift "Auf der Suche nach dem Sinn" gefällt sich darin die Landesregierung in herabwürdigenden Äußerungen gegenüber außerkirchlichen religiösen Gemeinschaften.
Dies veranlasste Professor Lazarovits in einem Brief an den österreichischen Bundespräsidenten Dr.Klestil und den oberösterreichischen Landeshauptmann Pühringer darauf hinzuweisen, dass er aufgrund seiner leidvollen Erfahrung des Konzentrationslagers sensibel und in Sorge für Menschen sei, die wegen ihrer religiösen Überzeugung angefeindet werden. Wörtlich schreibt der international hoch angesehene Jude: "Aus Erfahrungen kann ich sagen, dass es mit der Judenverfolgung so begonnen hat, dass man uns zuerst schlecht gemacht hat, was im weiteren den Vorwand lieferte, die wohl auch Ihnen bekannten nächsten Schritte zu setzen. Heute werden Gedenkfeiern abgehalten und bei jeder dieser Veranstaltungen wird beschworen: So etwas darf nie wieder passieren!! Dem kann man nur beipflichten, jedoch muss man besonders 'den Anfängen wehren'.
Mit großer Beunruhigung muss ich daher feststellen, dass mit der, von der Katholischen Kirche und dem Land Oberösterreich herausgegebenen CD-ROM, mit dem Titel 'Auf der Suche nach dem Sinn', eine Behandlung von Andersgläubigen praktiziert wird, die man im Ansatz als kollektives Schlechtmachen bezeichnen kann, so wie man uns seinerzeit den 'Judenstern' umhängte. Damals waren es 'nur' die Juden, heute sind es 'nur' die 'Sekten' – wo ist der Unterschied?"
Rechtsanwalt Dr. Christian Sailer, der schon wiederholte Male die als Religionsgemeinschaft im Sinne der Verfassung anerkannte Gemeinschaft der Urchristen im Universellen Leben vor Gericht vertrat, um sie vor öffentlichen Diskriminierungen durch Kirchen und Behördenvertreter zu schützen, begrüßte die Erklärung von Professor Lazarovits: "Endlich hat ein bedeutender jüdischer Zeitgenosse darauf hingewiesen, dass es heute wieder Menschen gibt, die ähnlich stigmatisiert und ausgegrenzt werden wie die Juden in Deutschland und Österreich Anfang der Dreißiger Jahre. Wer heute einer der neuen religiösen Bewegungen angehört, die entstanden sind, weil die Kirchen versagten, dem wird mit dem Etikett 'Sektenmitglied' tatsächlich eine Art 'Judenstern' umgehängt." Sailer erinnert in diesem Zusammenhang an konkrete Beispiele: "Vor Jahren wurde in Wertheim einer städtischen Kindergärtnerin gekündigt, weil sie Veranstaltungen des Universellen Lebens besuchte, im Sommer dieses Jahres verlor ein Sozialpädagoge in Stuttgart seine Stellung bei einer städtischen Einrichtung, weil er sich dieser Glaubensgemeinschaft zugehörig fühlte. In der Markthalle in der selben Stadt wurde einem Marktstand gekündigt, weil die Betreiber der Glaubensgemeinschaft nahe stehen."
Eine besonders "hinterhältige Diskriminierung" sieht Sailer auch in der neuen Publikation "Alles Sekte – oder was?" des Berliner Schulsenators Böger. In dem Bericht werden "religiöse Randgruppen" in die Nähe der Terroristen des 11. September gebracht. Der Anwalt verlangt deshalb, dass der Berliner Senat die Broschüre zurückzieht und sich an die Empfehlung des Deutschen Bundestags hält, nicht mehr "von Sekten" zu sprechen, weil dieser Begriff stigmatisierend sei. Der Bundestag hatte in seiner Enquetekommission auch festgestellt, dass von den neuen religiösen Bewegungen keine Gefahren für Staat und Gesellschaft ausgehen.
"Dennoch", so Sailer, "geht die Verfolgung weiter: Jüngst warnte das Rheinland-Pfälzische Arbeitsministerium unter Bezugnahme auf einen Vertreter der römisch-katholischen Kirche vor den geschäftlichen Aktivitäten im Umkreis der Glaubensgemeinschaft. Vor einigen Jahren trieb ein Kirchenrat der evangelisch-lutherischen Kirche eine EDV-Firma in den Ruin, indem er die Zugehörigkeit ihrer Mitarbeiter zum Universellen Leben öffentlich anprangerte." Sailer hofft, dass die Mahnung von Ernö Lazarovits die Öffentlichkeit aufhorchen lässt. "Vielleicht wird durch die Stellungnahme von Lazarovits auch ein Vertreter des Zentralrates der Juden in Deutschland angeregt, vor der Hexenjagd gegen religiöse Minderheiten zu warnen. Es geht nicht mehr bloß darum, den 'Anfängen zu wehren'; die moderne Inquisition ist bereits in vollem Gang."
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