16 kirchliche
Sektenstellen in Österreich!
Was ist ihr Zweck? Sind sie noch zeitgemäß?
Unser Bedarf an Sektenstellen dürfte zur Genüge gedeckt sein: Es gibt nicht weniger als 34 davon in der Alpenrepublik; und das ist viel in einem Lande mit nur 8 Millionen Einwohnern. Im internationalen Vergleich ist Österreich somit punkto "Sektenphobie" unbestrittener Weltmeister und sollte deswegen im Guinness-Buch der Rekorde aufscheinen. Den religiösen Minderheiten wird schon seit Jahrzehnten die Hölle heiß gemacht. Genau gesagt gibt es hierzulande die institutionalisierte und von der Kirchensteuer finanzierte Neo-Inquisition schon seit 1953 (!). Im Jahre 2003 feierte das Referat für Weltanschauungsfragen (so nennt sich die Stelle) mit Pomp und Trara ihr 50. Jubiläum. Sogar namhafte Sektenpfarrer aus dem Ausland sind mit Jubiläumsgeschenken und Lobeshymnen angereist, um den österreichischen Kollegen und Kolleginnen als Pionieren der europäischen Sektenbekämpfung die Ehre zu erweisen.
Die Aktivitäten der Sektenpfarrer, oder "Sektenexperten" wie sie sich gerne nennen, ist schwerpunktmäßig von apologetischer Natur (Apologetik: Verteidigung, Verfechtung der christlichen Lehren). Das bedeutet im Klartext: Verteidigung der jeweiligen katholischen oder evangelischen Dogmen gegen andere Weltanschauungen.
Die Methodik der Sektenbekämpfung in den vergangenen 50 Jahren zeigt nicht gerade wissenschaftliche Ansätze. Von den apologetischen Texten in den meisten kirchlichen Hetzschriften könnten sogar manche Journalisten der heimischen Boulevardpresse so einiges dazulernen. Die bevorzugte Kampfzone befindet sich unter der Gürtellinie - ob das jetzt die "Sektenmappe" des Referates für Weltanschauungsfragen der Erzdiözese Wien ist, oder die "Sektenkurse" des Linzer Bibelwerkes oder eine Sekten CD-Rom der Diözese Linz, in der 350 Gruppierungen angegriffen wurden.
FALLBEISPIEL
Wie leichtfertig kirchliche Sektenexperten und deren Publizisten oft mit der
journalistischen Sorgfaltspflicht oder -um im
kirchlichen Fachjargon zu sprechen - mit dem
8. Gebot
umgehen, zeigt folgender Fall:
Vor ca. fünf Jahren wurde FOREF von einer Religionsgemeinschaft auf einen
reißerischen Artikel eines Schweizer Sektenpfarrers aufmerksam gemacht. Die
betroffenen Familien aus dieser religiösen Vereinigung fühlten sich wegen dieses
Schriftstücks arg stigmatisiert und zutiefst in ihren religiösen Gefühlen
verletzt. Immerhin hatte das Linzer Bibelwerk (Dr. Kogler) den besagten Artikel
auf seine Anti-Sekten Website veröffentlicht und auch auf die
Linzer Sekten CD-ROM gebrannt.
Nach einer FOREF- Analyse (in Kooperation mit dem Vorstand des religiösen
Vereins) fand man in dieser unsäglichen Publikation von 120 Zeilen nicht
weniger als 33 Lügen/Falschaussagen (!). Nachdem FOREF den Autor in der
Schweiz ausfindig machte und mit der Analyse seines Artikels konfrontierte, war
er erst einmal überrascht, dass sein Referat, welches an einem Berliner
Kirchentag vor einer handvoll Zuhörern gab, kopiert und derart massiv publiziert
wurde. Dem Schweizer Pfarrer ist zugute zu halten, dass er schnell einsichtig
war und in wenigen Tagen die nötigen Schritte unternahm, um den Hetzartikel vom
Netz zu nehmen. Leider nur ein schwacher Trost für die betroffenen Familien,
wenn man bedenkt, welch irreparabler Schaden schon angerichtet wurde.
Natürlich ist gegen eine qualifizierte, konstruktive Kritik nichts einzuwenden. Zweifellos gibt es unter den über 500 religiösen und weltanschaulichen Gruppierungen in Österreich auch einige schwarze Schafe. Bei der "Sektenkritik" sollte man aber „die Kirche im Dorf lassen“ und sich um Objektivität und Fairness bemühen. Allzu viel Porzellan wurde in den vergangenen Jahrzehnten durch Stigmatisierung von Mitgliedern kleiner Religionsgemeinschaften schon zerschlagen. Durch den heimischen "Sektenunterricht", der besonders unter Gehrer neue Signifikanz erzielte, wurden unzählige Kinder, deren Eltern bekennende Mitglieder verhetzter Glaubensgruppen waren, diskriminiert, gehänselt und ins soziale Out gedrängt. Die seelischen Wunden und sozialen Probleme, die dadurch entstanden, sind unermesslich.
Behauptungen von "Sekten-Experten" , denen zufolge von den kleinen Religionsgemeinschaften ein spezifisches Konfliktpotential ausgehe, beruhen nicht auf empirischen Tatsachen. Dies wurde der FOREF- Redaktion wiederholt von Seiten des Bundeskriminalamtes bestätigt. Seit geraumer Zeit liegen keinerlei kriminelle Delikte seitens der "Sekten" vor. Außerdem hat eine zweijährige Studie der Enquete-Kommission der deutschen Bundesregierung ergeben, dass die religiösen Minderheiten ("Sekten") keine Gefahr für unsere Gesellschaft darstellen.
Es ist jetzt an der Zeit, dass
auch in Österreich die unzeitgemäße Rolle der kirchlichen "Sektenexperten"
kritisch analysiert wird. Wir brauchen sozusagen eine
Aufklärung über die bisherige Methodik der "Sektenaufklärung". Wir sind
überzeugt, dass die besagten apologetischen Aktivitäten letztendlich nicht die
erwarteten Früchte für die Großkirchen gebracht,
ja sogar ihr Image maßgeblich geschädigt
haben. Junge Menschen
verlassen in
Scharen
die Kirche und
es sind nicht die "Sekten", die
die
Hauptschuld für diesen tragischen Verlust
trifft.
FOREF
steht in jeder Hinsicht für einen offenen Dialog mit den Kirchen. Leider
mussten wir zu oft erfahren, dass unsere
berechtigten Appelle nicht ernst genommen oder
bewusst ignoriert wurden.
Als letzter Ressort
blieb uns nur noch das Internet oder der rechtliche Weg. Ist es nicht
schade, wenn Menschen ihre Energien damit
verschwenden, sich gegenseitig zu bekämpfen?
Das kann niemals im Sinne unseres Schöpfers sein!
Gibt es nicht ohnehin genug reelle Probleme in unserer Gesellschaft, die es zu
bewältigen gilt?
Die Kooperation aller Menschen guten Willens ist jetzt - in der
globalisierten Welt - mehr gefragt, als jemals zuvor.
"We must learn to live together as brothers and sisters or perish together as
fools."
Dr. Martin Luther King Jr.
Kein Friede unter den
Nationen ohne einen Frieden unter den Religionen,
kein Weltfriede ohne Religionsfrieden!
Prof. Dr. Hans Küng,
Kath. Theologe, Universität
Tübingen
Empirische Studien in der "Sektenaufklärung", die bis dato von
den kirchlichen "Sektenexperten" ignoriert oder verschwiegen werden:
,,WIENER STUDIE'' |
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Mag. Dr. Werner Pölz:
Prognosen von drogen- bzw. sektengefährdeten Jugendlichen (Dissertationen der
Johannes Keppler-Universität Linz, Nr. 31, VWGÖ) |
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SOZIALWISSENSCHAFTLICHE
STELLUNGNAHMEN UND ERGEBNISSE WISSENSCHAFTLICHER UNTERSUCHUNGEN |
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DOSSIER: Religiöse Minderheiten zwischen
Großkirchen und Rechtsstaat |
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Liste der kirchlichen Sektenstellen in Österreich:
KATHOLISCHE KIRCHE
Wien |
Kärnten |
Burgenland |
Niederösterreich |
Oberösterreich |
Salzburg |
Steiermark |
Tirol |
Vorarlberg |
|
EVANGELISCHE KIRCHE
Wien |
Burgenland |
Kärnten |
Niederösterreich |
Oberösterreich |
Salzburg |
Tirol |
Vorarlberg |
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