Antwort auf die öffentliche Ermahnung der Glaubenskongregation des Vatikans

Erzbischof Milingo
25. Juli 2001, Washington, DC



Liebe Brüder und Schwestern,

Ich, Erzbischof Milingo, sehe mich am Anfang einer unerwarteten Reise auf einem kaum begangenen Pfad. So überraschend die Schritte auch sein mögen, auf die Gott mich geführt hat, noch erstaunlicher sind für mich die große Sorge und der tiefe Schmerz, die viele im Hinblick auf mein Schicksal und meine Zukunft geäußert haben. Ich bitte jedoch all jene, die mich geliebt und für mich gebetet haben, ihre Tränen der Sorge in Freudentränen zu verwandeln. Denn ich bin der glücklichste und gesegnetste unter den Menschen: Gott hat mein Flehen erhört und meine Gebete beantwortet.

Meine Geschichte

Meine Geschichte ist einfach. Als ich noch ein kleiner Junge war und in meiner Heimat in Afrika das Vieh hütete, rief mich Gott in Seinen Dienst. Er drückte mich an die Brust meiner Mutter, der katholischen Kirche. Ich diente ihr mit großer Hingabe und war bestrebt Gott zu lieben, indem ich die Menschen liebte. 1974 gab mir Gott eine geistige Gabe und beauftragte mich, so wie der Herr einst seine Jünger beauftragt hatte: Kranke zu heilen, Teufel auszutreiben und das Evangelium zu predigen (Lk 9,2) Ich bot meine Gabe meiner Kirche und ihrer Herde als Geschenk an. Viele Menschen, die dieses geistige Geschenk von Gott empfangen hatten, erwiderten begeistert. Aber meine Kirche wies sie zurück und setzte alles daran, mich zurückzuhalten und zu behindern.

Aber es war nicht nur ich, der angegriffen wurde. Als wir Afrikaner begannen, unserer Liebe zu Jesus unserer Kultur entsprechend Ausdruck zu verleihen, so wie die Europäer das schon lange tun, fingen die Leiter der Kirche an, mir immer mehr zu misstrauen. Rom schien unfähig zu begreifen, dass diese geistigen Gaben in der jungen afrikanischen Kirche tatsächlich von Gott stammen könnten. Sie nannten mich einen Medizinmann und brandmarkten die Erwiderung der Menschen als "Voodoo-Zauber". Ich wurde mit falschen Behauptungen und wilden Gerüchten skandalisiert. Obwohl jede einzelne Anschuldigung widerlegt wurde, musste ich nach Rom ins Exil. Sie befürchteten, dass ich ihnen in Afrika nur Schwierigkeiten machen würde. Sie waren überzeugt, dass ich ein "afrikanischer Messias" sein wollte, und projizierten ihre eigene Arroganz und ihre Machtgelüste auf mich. Ich habe jedoch - weder damals noch heute - irgendwelche Gelüste nach Position oder Macht. Mein einziges Verlangen ist es, den Willen Gottes zu tun.

Als ich schließlich nach 14 Monaten Exil den Heiligen Vater traf, würdigte er mein Charisma und versprach mir, es zu schützen. Und siehe da, als ich Messen und Heilungsgottesdienste in Europa abhielt, zeigten sich die gleichen machtvollen Phänomene. Dieses Mal aber war es nicht die afrikanische Kirche, sondern es waren Italiener, Spanier und Menschen aus vielen anderen Nationen, die erwiderten. Während zahlreiche Menschen in Demut und Dankbarkeit diese Gaben annahmen und ich Gott für seine Güte dankte, konnten die Mächtigen mich nur als ein Problem und eine Bedrohung sehen. Es wurde mir verboten, in Kirchen die Messe zu lesen. Der Weg zum Heiligen Vater wurde mir versperrt, ich wurde behindert und eingeschränkt, sozusagen in eine Abstellkammer verfrachtet.

Obwohl mich die Kirche, die ich liebe, wie einen Fremden behandelte, mich verbannte und mein Amt einengte, erhob ich niemals meine Hand gegen sie. Ich liebte sie nur um so mehr und versuchte mein Bestes, nicht nur die Teufel auszutreiben, die unter den einfachen Leuten ihr Unwesen trieben, sondern auch jene, die sich in den höchsten Kreisen eingenistet hatten. Aber je mehr mich Gott benutzte und je mehr die Menschen erwiderten, desto heftiger verfolgte mich meine Kirche und bestrafte all jene, die mir zur Seite standen. In meinem Amt behindert und all meiner Pflichten beraubt, schien ich keinen anderen Ausweg zu haben, als in mein kleines Heimatdorf in Afrika zurückzukehren. Aber noch immer hörte ich den Auftrag Jesu in mir: ..."Heile die Kranken....treibe die Teufel aus....verkünde meine Botschaft." Was sollte ich machen?

In der Zwischenzeit wurde die Kirche von Unmoral heimgesucht. Der Zölibat, einst ein vitaler Teil der geistigen Reinheit und Kraft der Kirche, ist zu einer Fassade geworden. Geheime Affären und Ehen, uneheliche Kinder, grassierende Homosexualität, Pädophilie (Kindesmissbrauch) und unerlaubter Sex haben die Priesterschaft derart erschüttert, dass sogar die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen die Kirche auf sexuellen Missbrauch hin überprüft hat. Die westlichen Medien sind voll mit Berichten über Gerichtsverfahren und Skandale aus dem Umfeld der Kirche.

Wie können unter solchen Umständen die Priester ihre Gemeinden heiligen? Christus wird verspottet, der Teufel lacht und die Kirche steht Ehescheidungen und Ehebruch machtlos gegenüber, ebenso wie den sexuell übertragbaren Krankheiten, welche die Menschheit plagen. In meinem Heimatland Sambia ist aufgrund von AIDS die Sterberate vier Mal höher als die Geburtenrate. Woher soll Heilung kommen? Die Versteckspiele der Kirche müssen aufhören; die Unmoral muss bereinigt werden; wir müssen aufrichtig sein.

Ich habe geheiratet, nicht zu meiner persönlichen Befriedigung, nicht aus Schwäche oder weil ich einer Versuchung erlegen bin, nicht heimlich und voll Scham, sondern im Angesicht Gottes und der Welt. Der Herr hat mir den wahren Zweck der Ehe gezeigt. Er hat mir bewusst gemacht, warum Er uns Menschen als Mann und Frau erschaffen hat (Mt 19,4). Eine geheiligte, monogame Ehe, die die Treue hochhält, stellt daher keinen Rückschritt vom Zölibat dar, sie hebt ihn vielmehr auf eine neue Ebene der Gottverbundenheit. Es ist nun Zeit für die Kirche, den gleichen Schritt zu tun. Männer und Frauen, die einander ehrlich verbunden und treu sind, Eltern, die einen hohen moralischen Standard fördern und vorleben, liebevolle Wohnstätten, in denen Gott anwesend ist und Kinder geschätzt werden: das sind die Antworten auf die Probleme der Kirche und der Gesellschaft.

Das Ultimatum vom Vatikan

Als gläubiger Katholik, der täglich den Rosenkranz betet und die heilige Messe liest, liebe ich die katholische Kirche mit meinem ganzen Herzen. Ich bin mir dessen voll bewusst, dass es vielen schwerfällt, zu verstehen, wieso ich als Bischof eine Ehe eingegangen bin. Der Vatikan hat öffentlich davor gewarnt, dass dieser Akt mich der Kirche entfremden würde. Ich wurde jedoch schon lange vorher von der Kirche zum Außenseiter gestempelt und verbannt. Sie baten mich, meinen Schritt zu überdenken. Sie sagten, dass sie warten würden, bis sie von mir hören, und versprachen, mit mir persönlich zu sprechen bevor irgendwelche öffentliche Sanktionen verhängt würden. (Zenit 28. Mai 2001). Ich verweilte die 40 Tage nach meiner Eheschließung in Gebet und Zurückgezogenheit. Ich schrieb dem Heiligen Vater drei Briefe und bat um ein Treffen mit ihm, damit ich meinen Platz in der Kirche finden könnte, die ich liebe. Ich habe in dieser Zeit zölibatär gelebt, um so meine Ehe zu heiligen und auf die Antwort des Heiligen Vaters zu warten. Ich gab Fax- und Telefonnummern sowie eine Postadresse bekannt, erhielt aber nie eine Antwort. Obwohl ich eine Bestätigung habe, dass zumindest einer meiner Briefe angekommen ist und angenommen wurde, verblieb der Vatikan in hartnäckiger Stille. Einige Freunde, die dem Heiligen Vater nahestehen, haben mir versichert, dass keiner meiner Briefe je dem Heiligen Vater übergeben wurde, und dass auch keine Absicht bestehe, dies zu tun.

Nun hat die Glaubenskongregation eine Warnung ausgesprochen und ein Ultimatum gestellt. Wider besseren Wissens behaupten sie, dass ich nicht kontaktiert werden könne. Sie ignorierten meine Briefe und erkundigten sich bei KEINEM meiner früheren Mitarbeiter, auch nicht bei meinem Anwalt oder bei anderen Personen, mit denen sie regulär in Kontakt stehen, wie ich zu finden wäre. Ich habe mich in gutem Glauben an sie gewandt, aber sie haben ihr Versprechen gebrochen und eine kanonische Ermahnung veröffentlicht. Daher muss ich ihnen auch öffentlich antworten. Ich bin gerne bereit, gemeinsam mit ihnen über die Bedeutung meiner Schritte zu reflektieren. Sie sind es, die mir in der Kirche, die ich liebe, keinen Platz gelassen haben, schon lange vor diesem dramatischen Moment. Aber ich erbitte nun öffentlich, was man mir privat jahrelang versagt hat: Eine Audienz mit dem Heiligen Vater, den ich liebe und achte.

In der Ermahnung droht man mir mit Exkommunikation, wenn ich bis zum 20. August 2001 nicht drei Bedingungen erfülle. Mit dieser Warnung weigern sie sich in arroganter Weise, sich auch nur mit einer der Fragen auseinanderzusetzen, die ich aufgeworfen habe oder darüber nachzudenken, was Gott ihnen dadurch sagen möchte. Sie fordern einfach von mir,

1. dass ich mich von meiner Frau, Maria Sung, trenne

Wie kann ich meine Frau verlassen, die mir Gott gegeben hat, mit der ich ein gemeinsames Leben begonnen habe und der ich vor Ihm meine Treue versprochen habe? In Genesis 1,27 heißt es, dass das Ebenbild Gottes männlich und weiblich ist. Aber als zölibatärer Priester erlebte ich trotz aufrichtiger Hingabe 43 Jahre lang Gott nur als männlichen Gott. Durch meine Einheit mit Maria, kann ich nun die andere Seite des Herzens Gottes sehen, die weiblich ist. Als verheiratete Person fühle ich mich jetzt ganz und ich begreife, was es bedeutet, wenn zwei zu einem Fleisch werden. Erst jetzt verstehe ich, was in Genesis 5,2 geschrieben steht, wo es heißt: "Als Mann und Frau erschuf er sie, er segnete sie und nannte sie Mensch an dem Tag, da sie erschaffen wurden."

Als Jesus sagte, dass zwei zu einem Fleisch werden sollen, sprach er von der Heiligkeit der sexuellen Vereinigung. Im Zentrum der Sexualität, der körperlichen Vereinigung von Mann und Frau in der Ehe, ist Gott als dritte Person anwesend. Er ist in ihrer Mitte und die drei werden eins, ein Spiegelbild der heiligen Dreieinigkeit. Durch diese heilige Einheit überträgt Gott, der Schöpfer aller Menschen, seine Liebe auf die gesamte Menschheit. In der gefallenen Welt, in der diese Liebe beschmutzt wurde, hat die katholische Kirche in ihrer 2000jährigen Geschichte der Vorsehung durch Zölibat und Keuschheit die Reinheit dieser Liebe beschützt. Aber zu welchem Zweck und auf welches Ziel hin haben wir sie bewahrt? Nun, da wir in das dritte Jahrtausend eintreten, hat der Zölibat seinen Zweck erfüllt. Wir müssen den Weg freimachen für die Errichtung einer Ehe, die Gott zum Mittelpunkt hat. Niemand ist besser vorbereitet, diesem hohen und heiligen Ruf zu folgen, als zölibatär lebende Priester und Nonnen. Die Dimensionen einer reinen Liebe können in den verbotenen und unehelichen Leidenschaften, die sich im Geheimen abspielen, nicht erlebt werden. Nur in gesegneten Ehen, die von Gott bestätigt sind, kann man die Bedeutung von: "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe [Frau] machen, die ihm entspricht" (Gen 2,18) erfahren.

Es ist der gleiche Gott, der in all meinen Verfolgungen und Prüfungen bei mir war, der mich nun zu dieser heiligen Einheit geführt hat und mir ermöglichte seiner "anderen Seite" zu begegnen und auf diese Weise "ganz" zu werden. Ich bin nicht gefallen, habe weder meinen Weg verloren noch meine Gelübde gebrochen. Ich habe meine Keuschheit nicht verwässert, ich habe sie vielmehr hochgehoben und in eine andere Form gebracht. Durch unsere 40 Tage der Abstinenz und Mäßigung nach unserer Eheschließung weihten wir unsere Liebe zuerst Gott. Wir schufen damit nicht nur eine physische Einheit von Mann und Frau, sondern vielmehr eine Gemeinschaft zweier Personen, an der Gott teilnimmt. Das ist der Grund dafür, dass ich für meinen Schritt keinerlei Reue empfinde und ich habe daher auch nicht die geringste Absicht, davon zurückzutreten.

2. dass ich mich von Reverend Moon und der Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung trenne

Um es klar vorauszuschicken, ich bin niemals der Kirche Reverend Moons beigetreten. Durch die Familienföderation und die American Clergy Leadership Conference stehe ich mit Katholiken, Protestanten, Muslimen, Hindus, Sikhs und Gläubigen anderer Religionen in Verbindung. Die Institution, die wir hier fördern, ist weder die Kirche Reverend Moons noch irgendeine andere Kirche. Vielmehr unterstützen wir die allererste Institution, die Gott im Garten Eden begründet hat: die Familie, die heute in allen Gesellschaften in der Krise steckt. Die Familie ist ein Wert, der uns allen gemeinsam ist. Sie bildet das Fundament für die Liebe, Moral und Stabilität, die wir alle brauchen. Wenn der Vatikan sich engherzig gegen diese Verbindung stellt, hat er den Geist der Versöhnung gänzlich verfehlt, der dem Heiligen Vater so wichtig ist. In seiner Arroganz versteht er - der Vatikan - gar nichts.

Ich bin ein Katholik durch und durch. Warum aber bat ich dann Reverend und Frau Moon mich zu verheiraten? Es sind diese beiden, die mir die Bedeutung der Ehe tiefer verständlich gemacht haben, als irgend jemand zuvor. Sie haben mich dadurch zu einem tieferen Verständnis meines eigenen katholischen Glaubens gebracht. Sie haben mich niemals aufgefordert, meine Religion zu wechseln. Vielmehr haben sie mein katholisches Amt unterstützt und helfen mit, eine Plattform zu schaffen, damit ich endlich die Arbeit tun kann, die Gott mir aufgetragen hat: Kranke zu heilen, Teufel auszutreiben und die Frohe Botschaft zu verkünden. Es ist die katholische Kirche oder einige, die in ihrem Namen Macht ausüben, die mich wie ein ausgedientes Spielzeug weggeworfen haben. Jetzt aber sind sie wie ein eifersüchtiges Kind und wollen mich zurückhaben, nur weil ein anderer mit mir spielen möchte. Warum sind sie, nachdem sie mich in die Abstellkammer gestellt haben, nun so interessiert und so besorgt, wohin ich gehe und was ich mache? Es war meine Bestimmung, dass ich meine Mission im Rahmen der katholischen Kirche erfülle. Und das ist immer noch mein Bestreben. Sie haben die Türe zugeschlagen und meine Gabe weggesperrt. Warum sind sie jetzt so erbost darüber, dass Gott mir ein anderes Fenster geöffnet hat?

Warum bat ich Reverend Moon, mir zu helfen eine Braut zu finden? Das ist sein Charisma und sein Amt. Als ich meine Gabe zum Wohl und zur Hilfe der Menschen benutzte, wurde ich missverstanden und als Gefahr angesehen. Wenn Reverend Moon seine Gabe einsetzt, um die Familien zu erneuern, so ist es keine Überraschung für mich, wenn er auf die gleiche Weise missverstanden und als Gefahr empfunden wird. Als ich seine Ideen über den heiligen Zweck der Ehe und der Sexualität als katholischer Bischof mit katholischen Familien teilte, brachen viele in Tränen aus, bereuten und erneuerten ihren katholischen Glauben. Bekenne ich aber, woher diese Ideen und Lehren kommen, so werden sie auf der Stelle verdammt. Ich kämpfe diesen Kampf seit 30 Jahren. Nun zu behaupten, dass der Einfluß irgendeiner Person mich plötzlich verändert hat, kann nur bezwecken, von den eigentlichen Themen abzulenken.

3. dass ich meine Treue zu Lehre und Kirchenzucht hinsichtlich des Zölibats erkläre

Das Priestertum wurde nicht auf der Lehre des Zölibats gegründet, sondern als Sakrament. Priester bezieht sich auf "Alter Christus", der andere Christus. Der Priester heiligt als Repräsentant Christi die Gemeinde und lebt, wie Christus, zum Wohle der anderen. Als der heilige Petrus uns aufgerufen hat, in allem was wir tun gehorsam zu sein, zitierte er Leviticus (das Buch der Priester) und sagte: "Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig" (Leviticus 19,2).

Das Sakrament der Priesterweihe definiert und bestimmt diese Heiligkeit. Der Zölibat wurde als kirchliche Disziplin im 12. Jahrhundert eingeführt. Zuvor waren 39 Päpste und unzählige Priester verheiratet. Der Zölibat war als Ausdruck des opferbereiten Lebens gedacht und dazu bestimmt, die Heiligkeit der Priesterschaft zu erhöhen. Der Zölibat ist ein Anhang, aber nicht die Wurzel.

Es ist wie mit dem Wurmfortsatz in unserem Unterleib: solange er mit dem Ganzen harmoniert und keinen Schaden anrichtet, bleibt er. Wird er aber infiziert, wird er entfernt, da er sonst andere Organe vergiftet und das Leben des Ganzen bedroht. Auf ähnliche Weise vergiftet ein Zölibat, der beschmutzt und verdorben ist, die Heiligkeit des Priesteramtes, untergräbt die moralische Autorität der Kirche und bedroht ihr Leben. Abgesehen von den erwähnten Skandalen haben seit dem 2. Vatikanischen Konzil über 120.000 Priester wegen einer Heirat ihre klerikalen Ämter verlassen. Über 40 Millionen Katholiken haben der Kirche allein in Amerika den Rücken gekehrt und sogar in dieser verkleinerten Kirche sind über 5000 Pfarren in Amerika ohne ständigen Priester.

Die Kirche aber will dieses Gift der Unmoral nicht wahr haben und überdeckt und verteidigt es. Verzweifelt versucht sie ihre Position und Autorität zu halten. Sie hat dabei aber jede Perspektive verloren und ist bereit, das Ganze für das Anhängsel zu opfern. Das ist Blindheit, das ist Wahnsinn! Wenn jemand gehirngewaschen ist, dann sind es diejenigen, die Kindesmisshandler und Vergewaltiger schützen, Verbrechen vertuschen und Unrecht und Sünde zum Wohle ihrer Kirche unter den Teppich kehren wollen.

Wie geht es dem armen Priester, der voller Schuldgefühle ist, und dem nun eine heuchlerische Fassade gegeben wird, seine moralische Doppelbödigkeit zu rechtfertigen? Der Zölibat, einst eingeführt um die Spiritualität zu stärken, wurde zum Mühlstein um den Hals, der ihn in die Hölle hinunter zieht. Wie geht es all den geliebten Schwestern, die ihre Babies im Geheimen zur Welt brachten oder gar abgetrieben haben? Wie geht es den 120.000 Priestern, die in Wirklichkeit nicht Ex-Priester, sondern nur Ex-Kleriker sind, die aber ihrer priesterlichen Pflichten enthoben wurden? Auch sie lieben ihre Kirche, wurden aber zu Bastarden gestempelt, zu Menschen zweiter Klasse.

Mit meinem Schritt, den ich im Gehorsam Gott gegenüber gesetzt habe, habe ich auch ein Modell geschaffen. Indem wir das Sakrament der Priesterweihe, die das Priestertum definiert, mit dem Sakrament der Ehe verbinden, werden wir beide erneuern und gleichzeitig ein größeres und stärkeres Ganzes schaffen. Das ist es, was Gott am Ende von 2000 Jahren katholischem Glauben von uns erwartet. Beim Eintritt in das dritte Jahrtausend wird ausschlaggebend sein, wie sehr die Kirche imstande ist, der Vorsehung Gottes zu folgen. Dadurch entscheidet sich, inwieweit sie für Seinen Plan brauchbar sein und welche Rolle ihr bei der Erfüllung Seines Willens zukommen wird.

Gottes Ermahnung

Unzählige Male in der Geschichte unserer Mutter, der katholischen Kirche, war eine halsstarrige, blinde und sogar korrupte Führerschaft unfähig, den Ruf Gottes zu hören. Gott ließ dann unerwartete Stimmen laut werden, um die Kirche zu reinigen und zu erneuern: den Heiligen Franz von Assisi, die Heilige Johanna von Orleans und viele andere. Die Kirche hat sich oft gegen solche Reformer gestellt, sie exkommuniziert und sogar getötet, wie beispielsweise Savonarola und viele andere. Viel zu oft war sich die Kirche der historischen Zeit und des providentiellen Augenblickes nicht bewusst. Im Nachhinein war sie jedoch peinlich berührt, wie etwa bei Galileo Galilei, Martin Luther und anderen. Auch heute ist solch ein Moment.

Noch einmal bitte ich meine Freunde, Förderer, Unterstützer und meine Brüder und Schwestern in Christus: Seid nicht beunruhigt und weint nicht über mich oder meine Zukunft, denn ich befinde mich inmitten der Gnade, des Segens und der Führung Gottes. Nach fast 30 Jahren des Kämpfens und des Leidens hat Er mir den Weg gezeigt. Ich bete ernsthaft, dass die Arbeit, die Er mir aufgetragen hat, durch die heilige katholische Kirche erfüllt werden kann. Das aber wird von anderen entschieden, nicht von mir. Jedenfalls weiß ich nun, dass Er mich nicht verlassen hat und mich so verwenden wird, wie Er es geplant hat.

Lasst uns vielmehr für die Zukunft und das Schicksal der katholischen Kirche beten, die Gott tief geliebt und mit der Er die Jahrhunderte hindurch geduldig gearbeitet hat. Das Schicksal der Kirche wird nicht von ihrer finanziellen oder politischen Macht bestimmt und auch nicht von der Autorität irgendwelcher Doktrinen, denn das Gesetz der Liebe schließt die Gesetze und alle Propheten mit ein und ist größer als die kanonischen Gesetze. Es ist die Liebe, die Demut, der Glaube und die Reinheit, die darüber bestimmen werden, ob und wie sehr die Kirche dem Ruf der Tradition und der weltlichen Macht oder dem Ruf Gottes folgen wird. Das wird darüber entscheiden, ob die Kirche zu einer moralischen und geistlichen Führerschaft in der Errichtung des Reiches Gottes wird, oder ob sie sich, wie die alten Pharisäer, an alte Gesetze und Traditionen klammert und sich dem Willen Gottes in den Weg stellt.


Anmerkung der Redaktion:

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