„Willkommen Österreich“ (ORF2)
Thema „Sekten – die Methoden der sogenannten
Heilsbringer“
ORF Moderatoren: Martina Rupp & Martin Ferdany
"Sektenexperte" Mag. Martin Felinger -
Gesellschaft
gegen Sekten und Kultgefahren (GSK)
GSK ist die österreichische Zweigstelle von
FECRIS
Volltext des ORF-Felinger
Interviews
Ein Betroffener schreibt:
Wien, 30.November 2005
Sehr geehrter Herr Mag. Felinger!
Ich habe am 29. November 2005 die Sendung „Willkommen Österreich“ (ORF2) gesehen und Ihren Ausführungen zum Thema „Sekten – die Methoden der sogenannten Heilsbringer“ gelauscht. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus, wie Sie da als Psychologe, als der Sie vorgestellt wurden, mit einer unumstößlich wirkenden Selbstsicherheit Pauschalurteile über mich und andere Personen versprühten.
Da antworteten Sie auf die Frage des Moderators: Was macht jetzt Sekten so gefährlich, beziehungsweise, was ist das Charakteristikum einer Sekte?
Mag. Felinger: Ich denke, das gefährliche ist, dass die Persönlichkeit eines Menschen sich stark verändert; die Kritikfähigkeit, die Eigenständigkeit, die Selbstständigkeit, ist meist sehr, sehr stark zurückgeschraubt.
Moderator: Macht das die Sekte oder passiert das beim Menschen selbst?
Mag. Felinger: Das macht die Sekte am Menschen. Das zweite ist, dass die Emotionen in vielen dieser Gruppierungen abgeschnitten oder zumindest sehr, sehr stark zugedeckt werden. Das heißt, es geht sehr viel über das Denken, es geht über das Handeln, aber das Fühlen ist bei den Menschen, die lange Zeit in so einer Gruppe drinnen waren, sehr, sehr rückgebildet.
Lieber Herr Mag. Felinger!
Ich bin 55
Jahre alt, seit 22 Jahren glücklich verheiratet, hatte die Ehre zwei nun bereits
erwachsene Kinder großzuziehen, die jetzt beide an der Universität studieren,
bin unbescholten und seit 35 Jahren aktiv in einer Gruppe tätig, die Sie als
äußerst gefährliche Sekte kolportieren, und ich muss mir im Fernsehen via
Ferndiagnose von Ihnen sagen lassen, dass meine Kritikfähigkeit,
Eigenständigkeit und Selbstständigkeit sehr, sehr stark zurückgeschraubt sein
sollen, und dass „das Fühlen bei den Menschen, die lange Zeit in so einer Gruppe
drinnen waren“ - bei mir sind es mittlerweile mehr als 35 Jahre - man höre und
staune, „sehr, sehr rückgebildet“ ist.
Ihre bewusste Verwendung der
Wörtchenfolge „sehr, sehr“ in beiden Ihrer „Behauptungen“ - fachlich hochwertige
Diagnosen können es, da ich ja nie bei Ihnen zu einer Untersuchung war, ja wohl
nicht sein - gibt mir zu verstehen, dass Sie von Ihrer Aussage „sehr, sehr“
überzeugt sein müssen.
Wenn Sie schon andere derartige Ferndiagnosen als Humbug oder als sektiererisch hinstellen, dann frage ich mich, wie Ihre Ferndiagnose einzustufen ist: als Humbug oder als eine gezielte Masche, mit sektiererischem Missionseifer andere von Ihrer Meinung über Dritte zu überzeugen.
Ich stelle hier fest, dass wir beide, Sie und ich, uns noch nie gesehen und noch kein Wort miteinander gewechselt haben. Ich bin nicht in Ihre Beratung gekommen und habe Sie auch nicht via e-mail oder dergleichen um Rat oder Hilfe gefragt, bekomme aber dennoch unangekündigt eine vernichtende Gratis-Diagnose über das Fernsehen geliefert - und viele meiner Freunde hören mit. Finden Sie dieses Vorgehen seriös?
Ich wende mich daher an FOREF mit der Bitte, diese Zeilen stellvertretend für zahlreiche Betroffene zu veröffentlichen und den folgenden Fragen nachzugehen.
Mit freundlichen Grüßen und der Bitte um Ihre Antwort an die FOREF Redaktion.
Johann St.
Ein Betroffener
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