OFFENER BRIEF
an
Bundesminister Herbert Haupt - Ministerium für soziale
Sicherheit & Generationen
von
Peter Zöhrer - Forum Religionsfreiheit
Braucht Österreich einen Big Brother ?
Innsbruck, 19. April 2002
Sehr geehrter Herr Bundesminister,
Das Plädoyer diverser Politiker für die Weiterführung der Sektenstelle der Bundespolizeidirektion (im Familienausschuss) haben Schock und Verwunderung unter den Mitgliedern religiöser Minderheiten ausgelöst.
Verschiedene Kommentare in der besagten Parlamentssitzung zeugen von erstaunlicher Ignoranz in Bezug auf die Situation religiöser Minderheiten in Österreich. Sind die Versprechen, die vor zwei Jahren in der der Präambel zur Regierungsbildung unterzeichnet wurden, nun völlig in Vergessenheit geraten? Oder waren diese deklarierten Vorsätze von gewissen Politikern der Regierungsparteien jemals ernst gemeint?
Zur Erinnerung sei hier ein relevanter Auszug aus dieser Präambel für Toleranz angeführt:
" ... Die Bundesregierung tritt für Respekt, Toleranz und Verständnis für alle Menschen ein, ungeachtet ihrer Herkunft, Religion oder Weltanschauung. Sie verurteilt und bekämpft mit Nachdruck jegliche Form von Diskriminierung, Intoleranz und Verhetzung in allen Bereichen. Die Bundesregierung arbeitet für ein Österreich, in dem Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus keinen Platz finden. Sie wird jeder Form von menschenverachtendem Gedankengut und seiner Verbreitung konsequent entgegentreten und sich für die volle Beachtung der Rechte und Grundfreiheiten von Menschen jeglicher Nationalität einsetzen. Sie bekennt sich zu ihrer besonderen Verantwortung für einen respektvollen Umgang mit ethnischen und religiösen Minderheiten. ... "
Bis heute haben die Unterzeichner
der Präambel der Regierungsvereinbarung wenige sichtbare Zeichen gesetzt,
Respekt und Integration von ethnischen und religiösen Minderheiten zu
verbessern:
Würde Dr. Müller (Leiter der Sektenbeobachtunsstelle) sich
in Mediation und Konfliktlösung engagieren, wäre die Existenz einer solchen
Stelle trotz Sparkurs gerechtfertigt. Das Gegenteil scheint jedoch der Fall zu
sein. Herr Müller, ehemaliger Leiter der GSK, tut genau das was er schon immer
in seiner Tätigkeit als Anti-Kult Aktivist getan hat: er betreibt
neo-inquisitorische Agitation, "informiert" über religiöse Gruppen primär aus einschlägigen
Sekundärquellen und ignoriert seriöse, empirische Studien.
Vor wenigen Monaten wurde folgende Frage auf FOREF (Forum Religionsfreiheit)
diskutiert: Warum arbeiten in Dr.
Müllers Mitarbeiterstab eine katholische Religionspädagogin und eine
evangelische Fachtheologin, wo doch diese Kirchen von der Beobachtung durch
die Bundesstelle (wider dem Gleichheitsprinzip) ausgeschlossen sind
(man stelle sich vor,
eine große Versicherungsgesellschaft würde ersucht
eine Bewertung für ein kleines Versicherungsinstitut zu erstellen ... !)? Es mag zwar für eine Kirche legitim
sein solche Leute als Apologetiker anzustellen. Der Staat ist jedoch in
Glaubensfragen zur absoluten Neutralität verpflichtet.
Sehr geehrter Herr Bundesminister, die Bundespolizei wird Ihnen bestätigen,
dass kaum Straftaten seitens sog. Sekten
vorliegen. Es gibt in Österreich über
600.000 Angehörige von religiösen Minderheiten. Von einigen schwarzen Schafen
abgesehen, sind sie brave Bürger, die eheliche Treue hochhalten und ihre Kinder
werteorientiert erziehen. Viele von ihnen würden folgende Frage an unsere
Politiker stellen: Wer hat euch darum gebeten, unsere Werte und die unserer
Kinder zu definieren? Wer gibt euch die Autorität zur Gesinnungsschnüffelei?
Österreich braucht keinen Big Brother!
PS: Wenn das Sozialministerium einen Überschuss an finanziellen Ressourcen hat, wäre es gut beraten, damit Opfern der Gewalt in der Familie zu helfen.
Hochachtungsvoll,
Peter Zöhrer
Im Namen des FOREF Redaktionsteams
Presseaussendung der Parlamentskorrespondenz
Kommentar zur Parlamentsdiskussion von Dr. Christian SAILER, Pressesprecher der Glaubensgemeinschaft Universelles Leben
WIEN:18.12.2001
Bedenklicher Jahresbericht 2000
der Bundessektenstelle
Bundessektenstelle rühmt sich 3953
"fachspezifische Kontaktaufnahmen" gehabt zu haben. Das sei eine
Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 20%. Weiters stellt sie u.a. fest, dass
die Zugehörigkeit zu einer Sekte als "Hilferuf" verstanden und als
"Symptom gewertet werden könne, das auf eine tiefer liegende Problematik
hinweise"
Wenn das
"Informations- und Beratungsangebot" wie es im Bericht heißt
"vor allem von einschlägigen Fachstellen, Privatpersonen und staatlichen
Stellen, aber auch von Firmen und privaten Institutionen sowie für
Bildungszwecke in Anspruch genommen" wurde, stellt sich eine ganz
wesentliche Frage: Wie viele dieser 3953 "fachspezifischen
Kontaktaufnahmen" bei der Bundessektenstelle, die sich als
Informationsdrehscheibe und Koordinationsstelle bezeichnet, dienten im
Berichtjahr 2000 tatsächlich der Hilfe persönlich Betroffener? Von
Hannes Roland
FORUM
Frage an unsere Leser:
FRAGE: Wozu braucht die Bundessektenstelle
eine katholische Religionspedagogin & eine evangelische Fachtheologin im
Mitarbeiterstab (wo doch die katholische &
die evangelische Kirche von der Beobachtung durch dieselbe Bundesstelle - wider
dem Gleichheitsprinzip - ausgeschlossen sind - §1. (2)?
ANTWORTEN (Link):
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webmaster@religionsfreiheit.at
Auf Ihren ausdrücklichen Wunsch werden die Antworten auch unter Bewahrung Ihrer Anonymität in diesem FORUM veröffentlicht.
DEUTSCHLAND: Religiöse Diskriminierung in der Bundesrepublik von Prof. Dr Kriele
Anmerkungen zur derzeitigen
Sektendiskussion in Österreich
Dr. Peter Schulte von kult & co - Informations- und Beratungsstelle des Landes
Tirol nimmt Stellung zu religiösen und weltanschaulichen Fragen
Bundesminister Herbert Haupt - Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen: minibuero@bmags.gv.at
Stubenring 1, 1010 Wien
Tel.: 01/71100-0
FOREF-10
Punkte Appell für religiöse Toleranz & Menschenrechte
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